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ADAM, „der von
adama (= roter Erde) Genommene“.
In der
biblischen Erzählung ist die Geschichte Adams unauffällig. Er ist angepaßt,
so wie der Schöpfer sich seine Menschen vorgestellt haben mag. Er tut, was
man von ihm erwartet, wenn es ihm ungewöhnlich vorkommt, beklagt er sich
bei Gott (siehe LILITH). Seine Schwäche zeigt sich in seiner
Verführbarkeit.
Aktiv dagegen
sind die Frauengestalten in bezug auf Adam. Lilith hat Phantasie und will
nicht immer dem gleichen Schema des Beischlafs folgen. Eva läßt sich von
der Schlange verführen und verführt ihrerseits Adam. Beide Frauen tun das,
was sie tun, selbstverständlich und unbefangen.
In der Deutung
seiner Skulptur ist Adam der, der trauert, als Lilith ihm genommen wurde.
Er trägt die Sehnsucht nach ihr verborgen in seinem Herzen. Er liebt Eva
aufrichtig. Er steht zwischen seiner unstillbaren Sehnsucht und der
Realität seiner Gattenliebe.
In LILITH
verkörpern sich heftiges Begehren, unerfüllbare Forderungen und
immerwährende Ruhelosigkeit. Sie ist eine im tiefsten Sinne liebende und
zugleich tragische Gestalt.
EVA ist die
liebende, gebende, bewahrende Frau, die in sich ruht, die sich aber ihrer
Ausstrahlung durchaus bewußt ist.
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So ist ADAM
der Zerrissene, der Werbende und der Umworbene. Er hält sich hinter seiner
Maske und dem Kopfschmuck bedeckt. Seine Hände kreuzt er unschlüssig auf
dem Rücken. Seine kokette Tänzelei kaschiert seine Unsicherheit; denn er
will beide Frauen, Lilith und Eva. Aber er weiß, daß das nicht möglich
ist. In Adam spiegelt sich der Urkonflikt des Mannes, der liebt und sich
gleichzeitig nach der paradiesischen Liebe sehnt.
Eine
künstlerische Verarbeitung dieses Konflikts am Beispiel der tragischen
Legende vom frühesten menschlichen Zusammenleben begegnet uns bisher weder
in der bildenden Kunst noch in der Literatur oder der Musik.
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