Skulpturen des Friedens. Menschenbilder von Dr. Wilfried Koch
FRIEDEN: DER STURZ DER
APOKALYPTISCHEN REITER

1998 × 430 cm × Gewicht 3800 kg

 

   

Die apokalyptische Vision des Johannes bereitet die frühen Christen bildhaft auf die Greuel des nahe geglaubten Weltuntergangs vor. Das 6. Kapitel beschwört das Schreckensbild von Pest, Krieg, Hunger und Tod herauf, die als vier Reiter Verderben über die Welt bringen.

Die Utopie eines S t u r z e s dieser vier Reiter wandelt die Schrecken der Apokalypse ebenso visionär in ein Sinnbild des Friedens um. Diese Umdeutung ist ohne Vorbild, weil sie bisher weder in theologischen Abhandlungen erwogen noch in der Kunst gestaltet wurde. Die monumentale Darstellung erfährt ihre künstlerische Verdichtung durch die Reduktion auf ein Pferd und auf einen Reiter, dieser hat jedoch vier Köpfe und vier Arme.

Die Attribute, die Johannes den Gestalten zuordnet, sind frei gehandhabt: Der Hunger nagt an seiner eigenen Hand, die Pest trägt eine Ratte auf dem Schädel, der Krieg ist ein schöner Mann mit einem Visier über eiskaltem Gesicht, ein Spieß ersetzt das Schwert. Der mittlere Kopf, der Tod, ist als einziger hoch aufgerichtet und trägt eine hohe Krone. Denn er ist der allein Unverletzbare der vier Reiter. Allerdings wird seine "Macht über den vierten Teil der Erde, zu töten durch Schwert und Hunger und Pest" (Geh. Off 6,8) nach dem Sturz seiner Zuträger aufgehoben.

Der Gedanke, welcher der Skulptur zugrunde liegt, ist auch zu
verstehen als "die erste vollgültige künstlerische Antwort auf das Zeitgeschehen, mit dem wir konfrontiert sind: Es ist der große freiheitliche Aufbruch von 1989, der der Welt das Ende des
Ost-West-Konflikts, den Zusammenbruch des Sowjet Blocks,
die Wiedervereinigung Deutschlands und die Verheißung eines ersehnten Friedens gebracht hat."
(Prof. Eugen Biser)