Skulptur der christlichen Ikonographie. Menschenbilder von Dr. Wilfried Koch
  VARUS

2003 × 240 cm × Gewicht 460 kg

 

   

In Westfalen hat der Kult um "Hermann den Cherusker" seine tradionsreichen Wurzeln. Ernst von Bandel türmte 1875 im Teutoburger Wald das gewaltige Hermannsdenkmal auf die Grotenburg. In der westfälischen Stadt Haltern am See wurde aber auch zum ersten Mal dem Mann ein Denkmal errichtet, der vor fast 2000 Jahren auf diesem Boden angetreten war, den Ausbau der bereits im Entstehen begriffenen Provinz zwischen Rhein und Elbe voranzutreiben und der an diesem Vorhaben so schmählich unterging: Publius Quinctilius Varus.

Der Nationalstolz hatte besonders im 19. Jahrhundert eine Fülle von Irrtümern um die Gestalt des Arminius, des Siegers in der Varus-Schlacht, gewoben. Schon sein heute gängiger Name Hermann ist eine willkürliche Eindeutschung durch Martin Luther. Arminius als Befreier Deutschlands zu feiern ist eine Geschichtsfälschung; denn ein Deutschland gab es noch gar nicht. Er war zwar Cheruskerfürst, und er führte eine germanische Hilfstruppe im Dienst des römischen Weltreichs. Aber er war ein Bürger Roms, ja sogar römischer Ritter, der nicht nur einen lateinischen Namen trug, sondern auch lateinisch sprach. Als ehemaliger Tischgenosse des Varus genoß er dessen absolutes Vertrauen, so daß dieser sogar die Warnungen seiner germanischen Gefolgsleute vor der Arglist des Arminius in den Wind schlug. Arminius hat Varus, er hat Rom verraten, als er ihn aus dem Hinterhalt angriff.

Die Darstellung zeigt den besiegten Varus nackt, die Fetzen seines Mantels hängen an seinem ausgehöhlten Leib. Der Armschmuck verweist auf seinen hohen Rang. In seinem Gesicht spiegelt sich die Verachtung für den Verrat und den Verräter. Nicht nur die militärische Katastrophe, sondern auch der verbrecherische Grund des Scheiterns an seiner historischen Aufgabe veranlaßten Varus, sich selbt zu töten.
 

www.kulturstiftung-masthoff.de
 

20.000 Solaten waren während des Kampfes gefallen. Als Germanicus im Jahre 16 n. Chr., also sieben Jahre später, an den Ort der Schlacht kam, fand er ihre Knochen noch verstreut auf dem Boden liegen, unbestattet, nicht einmal verscharrt.

Nicht nur das ist ein frühes Zeichen dafür, daß der Rückzug der Römer die Germanen für Jahrhunderte von der hochentwickelten römisch-mittelmeerischen Kultur ausschloß.