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Zweimal und in
unterschiedlicher Weise wird im ersten Buch der Bibel, der Genesis (= 1.
Buch Moses), die Schöpfungsgeschichte der ersten Menschen überliefert, die
Geschichte der Lilith jedoch nicht.
Lilith begegnet uns im
Talmud sowie in der Mythologie des Volkes Israel und in verschiedenen
Erzählungen. LIL war die sumerische Himmelsgöttin. So wird vermutet, daß
der Name LILITH auf diesen Ursprung verweist. Wir wissen wenig über
Lilith. In einem judäischen Text aus dem 10. oder 9. Jahrhundert ist
überliefert, daß sie die erste Frau Adams sei.
Denn in den beiden
Schöpfungsgeschichten der Bibel stößt man auf einen unauflöslichen
Widerspruch. Es heißt dort einerseits in der Genesis 1,26 und 27: „Lasset
uns Menschen machen“. „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum
Bilde Gottes erschuf er ihn, und schuf sie einen Mann und ein Weib“, und
zwar gemeinsam „aus einem Erdenkloß“ (Genesis 2,7).
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In der Genesis 2,18 finden wir aber eine
andere Geschichte der Erschaffung der Menschen. Die geht davon aus, daß
ursprünglich Adam a l l e i n erschaffen wurde: „Es ist nicht gut, daß der
Mensch allein sei. Ich will ihm eine Gehilfin machen als sein Gegenstück“.
Später (Genesis 2,21 und 22) folgt die bekannte Schilderung, wie Gott aus
einer Rippe Adams eine Frau machte.
Diesen offenbaren Widerspruch erklärt die
uralte judäische Erzählung, nach der Lilith und Adam die ersten Menschen
waren und die gemäß ihrem Auftrag „Vermehret euch und breitet euch über
die Erde aus“ (Genesis 1,28) glücklich miteinander im Paradies lebten bis
zu dem Tage, da Lilith verlangte, beim Geschlechtsakt „auch einmal oben zu
liegen“. Das empörte Adam über die Maßen. Er meinte, dies verstoße gegen
den göttlichen Willen, da alle Geschöpfe es treiben, wie es bisher beider
Gewohnheit war. So empfindet er Liliths Begehr als Demütigung vor der
gesamten Schöpfung. Adam beklagt sich bei Gott, der keinen Unfrieden in
seinem Paradies duldet und Lilith an das Ende der Welt verbannt.
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